Lügenbaron wider Willen
Die fantastischen Geschichten des Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen
Wer kennt ihn nicht: Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen. Häufig erscheint sein Name mit dem missverständliche Zusatz „Lügenbaron“, etwas, dass ihn zu Lebzeiten sehr geärgert und verletzt hat. Tatsächlich war Baron Münchhausen eine historische Persönlichkeit mit einer beeindruckenden Lebensgeschichte:
Am 11. Mai 1720 in Bodenwerder an der Weser geboren, begibt er sich ganz der Tradition des Landadels entsprechend mit 13 Jahren zur Ausbildung nach Bevern, tritt mit 15 Jahren an den Hof von Wolfenbüttel in Dienst und meldet sich 1737 als Page Herzog Anton Ulrichs von Braunschweig nach Russland. Hier in Petersburg, dem Zentrum höfischer Machtentfaltung, erlebt er rauschende Feste und prachtvolle Jagden. Von hier aus zieht er in die Russisch-Österreichischen Türkenkriege.
Seine Karriere führt ihn zwar noch bis hin zur Beförderung zum Rittmeister, stationiert in Riga, doch Intrigen und politische Wirren um den Zarenthron zwingen ihn, 1750 mit seiner Frau Jacobine von Dunte nach Bodenwerder zurückzukehren.
Hier lässt er am Ende des Siebenjährigen Krieges die legendäre Grotte bauen, in welcher er in illustrem Kreise seine Erzählkunst zum Besten gibt.
Er erlangt den Ruf eines brillanten, humorvollen Fabulierers. Doch sind seine Geschichten keine losgelösten Phantastereien. Münchhausen umspielt Themen, in denen sich Geistesströmungen seiner Zeit widerspiegeln. Der Witz liegt bei einem Großteil der Geschichten darin, dass physikalische oder biologische Möglichkeiten ad absurdum geführt werden.
Noch zu Lebzeiten muss Münchhausen ertragen, dass seine Erzählungen ohne sein Wissen von den beiden Literaten R.E. Raspe und G.A. Bürger festgehalten und veröffentlicht werden. Dies beschert ihm eine gewisse Berühmtheit. Diese ist für ihn aber tatsächlich kein Grund zur Freude, im Gegenteil. Nicht nur, dass er selbst nie finanziell profitierte vom großen Erfolg der Bücher. Überdies fühlte er sich als „Lügenbaron“ verspottet und beleidigt und zieht sich gekränkt und verbittert immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück.
So traurig es für ihn selbst war, so sehr dürfen wir uns heute darüber freuen, dass die fantastisch-humorvollen Geschichten bewahrt wurden. Im Laufe der Jahre wurden sie in rund 60 Sprachen übersetzt und fanden weltweite Verbreitung.